Eigentlich sind meine Jungs ja schon lange aus dem Bilderbuch-Alter herausgewachsen. Weil sie aber Tiere sehr lieben, ziehen doch immer mal wieder Bilderbücher über alles, was kreucht und fleucht, bei uns ein.

Meist kommen sie aus dem Schweizer Verlag orell füssli oder dessen Imprint atlantis.  Die haben neben zauberhaften Illustrationen meist auch eine Botschaft, die Gesprächsanlässe in der Familie schafft. Drei solcher Bücher will ich euch heute zeigen - und schon bald gibt's mehr. (unbez. Werbung) 

"Kati, die Möwe"

"Kati, die Möwe" hat mein Herz sofort mit den wunderschönen Illustrationen von Verena Pavoni erobert. Außerdem lieben meine Jungs und ich das Meer und meine Schwester heißt Kati. Also war klar, dass wir diese Neuerscheinung haben müssen. Die Herbst- und Winter-Geschichte von Anita Hansemann hat mich überrascht und einige Diskussionen in der Familie zur Folge gehabt. Kati verguckt sich in den Komoran Nils und will fortan mehr sein als eine einfache Möwe. Dabei begibt sie sich in größte Gefahr. Zum Glück sind ihre Möwen-Freunde Kiki und Karl für sie da.

Die Botschaft dahinter hat tatsächlich jeder von uns ein wenig anders verstanden. Meine Schwester, die das Buch über ihre Namensvetterin natürlich sofort lesen wollte, interpretierte ein "Schuster, bleib bei deinen Leisten" hinein und fand das für Kinder wenig motivierend. Denn wir möchten ja, dass unsere Kinder träumen und versuchen, ihre Träume wahr zu machen. Ich sehe in der Geschichte eher die Warnung davor, zu vergessen, wer man ist, nur weil man irgendwo dazugehören möchte. Zu einer Gruppe cooler Kids - oder Vögel - die vermeintlich besser sind als man selbst. Meine Grundschulkinder verstehen es so: "Schau, wer deine wahren Freunde sind. Sei zufrieden mit dir. Bring dich nicht in Gefahr, um anderen imponieren zu wollen." Schon allein, weil das Buch bewirkt hat, dass wir über diese Themen diskutiert haben, ist "Kati, die Möwe" empfehlenswert - auch für etwas ältere Kinder. Die jüngeren freuen sich einfach über die Tier-Geschichte und die zauberhaften Zeichnungen.

"Komm bald wieder"

Ein weiteres vielschichtiges Bilderbuch, ebenfalls von atlantis, ist "Komm bald wieder" von Andreas Greve.  Hubert und Huschl sind die allerbesten Freunde und verbringen jeden Tag gemeinsam. Welcher Tierart die beiden angehören, sorgte bei uns für viel lustiges Rätselraten und ist bis heute ungeklärt. Das ist aber auch eigentlich völlig egal - oder sogar von Vorteil, weil die beiden witzigen Figuren die kindliche Fantasie aufs wunderbarste anregen. Irgendwann beobachten Hubert und Huschl, wie die Kinder, in deren Garten die beiden leben, ihre Großeltern nach langer Trennung freudig begrüßen. Die Freunde beginnen zu überlegen, wie das wohl so ist, sich zu verabschieden, zu vermissen und dann wiederzusehen. Sie verabreden, dass Huschl loszieht, damit Hubert ihn vermissen kann.

Huschl ist zunächst gar nicht so überzeugt von der Idee, aber dann kommt er an einen Hafen und entdeckt die spannendsten Dinge: Schiffe, Kräne, Hunde und vieles mehr. Hubert wartet derweil zuhause, zunächst noch sehr entspannt. Doch dann beginnt er, Huschl nicht nur zu vermissen, sondern sich auch schrecklich um ihn zu sorgen. Dieses Buch punktet sehr durch die liebevollen, witzigen und detaillreichen Illustrationen von Lena Winkel - vor allem aber wiederum durch die Gesprächsanlässe, die es Eltern und Kindern bietet. Denn auch Kinder sind manchmal zunächst gar nicht so glücklich darüber, dass sie allein die Welt entdecken sollen - sei es im Kindergarten oder bei den Großeltern. Und oft wird es dann auch für unsere Kleinen so spannend, dass sie gar keine Zeit haben, uns zu vermissen. Wir sitzen währenddessen auf der Arbeit oder Zuhause und sorgen uns, weil wir gar nicht anders können. Und manchmal ist es anders herum. Da müssen wir Eltern mal allein losziehen und unsere Kleinen vermissen uns schrecklich. Umso schöner ist dann die Wiedersehensfreude - so wie bei Hubert und Huschl. "Komm bald wieder" ist ein rundum zauberhaftes Buch für Kinder von 3 bis 8.

"Ich kann fliegen!"

Wer Pinguine mag, wird "Ich kann fliegen!" von Fifi Kuo lieben. Die vermutlich mit Wachsmalstiften gezeichneten Bilder in kühlem schwarz-weiß-hellblau konzentrieren sich auf das Wesentliche und sind dennoch absolute Hingucker. Der kleine Pinguin möchte fliegen, wie die anderen Vögel. Schließlich hat er Flügel! Dass die anderen meinen, Pinguine könnten aber nun mal nicht fliegen, entmutigt ihn ebensowenig wie seine eigenen Fehlschläge. Der kleine Pinguin gibt nicht auf - und findet seine eigene Art des Fliegens. Die drei Kinder, mit denen ich es gelesen habe, fanden "Ich kann fliegen!" toll, auch wenn sie alle schon das eigentliche Vorlesealter von ca. 3 bis 6 Jahren überschritten hatten. "Das Buch macht Mut", sagt mein Großer. "Man darf nicht aufgeben, wenn man etwas will." Da hat er Recht. Und außerdem zeigt das Buch auf liebevolle Art und Weise, dass wir Eltern unseren Kindern im wahrsten Sinne des Wortes Flügel verleihen können.