Ich muss euch etwas gestehen: Ich LIEBE Bücher und TV-Serien über Meerjungfrauen. Mir ist klar, dass ich eigentlich rund 25 Jahre zu alt dafür bin, aber ich mein Herz gehört dem Meer. Insofern fasziniert mich alles, was damit zu tun hat. 

Davon abgesehen geht es in den Büchern, die ich euch heute vorstelle, nicht um Meerjungfrauen auf der Suche nach dem Prinzen oder der Highschool-Liebe, sondern um toughe Meermädchen, die versuchen, die Ozeane zu retten. (Werbung, unbez.) 

© Biber & Butzemann

Trotz dieser Gemeinsamkeit könnten die Geschichten kaum unterschiedlicher sein. Und wenn die Bücher nicht von den Mamas, sondern dem Nachwuchs gelesen werden sollen, hab ich eine gute Nachricht: Für jede Altersgruppe gibt es die passende Reihe. Perfekter Lesestoff für einen Urlaub am Meer!

Ab 7: Die freche Meerprinzessin "Nestis"*

Nestis, die älteste Tochter des Meerkönigs, lebt in der Nähe von Helgoland im Glaspalast am Nordseegrund. Für eine Prinzessin hat sie es faustdick hinter den Ohren. Auf die Ermahnungen der Erwachsenen gibt sie keine Seealge. Den Mathelehrer Herr Seestern treibt sie regelmäßig zur Verzweiflung. Stattdessen stürzt sie sich neugierig und mutig in jedes Abenteuer. Inzwischen gibt es davon schon drei. Gleich im ersten Band „Nestis und die verschwundene Seepocke“* geht es überaus turbulent zu. Das Meermädchen muss die kleine Schwester zu retten, die von skrupellosen Männern gefangen wurde. Nun soll die kleine Nixe in einem Aquarium ausgestellt werden soll – an Land! In „Nestis und die Hafenpiraten“* muss die Meerprinzessin herausfinden, wer hinter dem furchtbaren „Phantom“ steckt, das immer mehr Tiere spurlos verschwinden lässt. In „Nestis und die verbotene Welle“* rebelliert die Nordsee-Jugend, als der Kronrat ihre Lieblingsband „Ölpest“ verbietet. Doch dann zieht ein gefährlicher Sturm auf – und eine Mine aus dem zweiten Weltkrieg und ein führungsloser Öltanker bedrohen alles Leben im Meer.

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Gemeinsam sind sie stark

Zum Glück hat Nestis tolle Freunde an ihrer Seite. Die Meerkinder Mira und Nick, Riesenkrake Otto und Zitteraal Kurzschluss sind zwar alle etwas speziell, aber immer bereit, zu helfen. Und dann ist da noch der Menschenjungen Tom, der sich immer wieder als größte Unterstützung erweist, Nestis vor Gefahren warnt und ihr mehr als einmal den Fischschwanz rettet. Alle drei Bücher von Petra Hartmann sind überaus spannend und von Olena Otto Fradina sehr hübsch in schwarz-weiß illustriert. Es sind keine reinen Mädchengeschichten, sondern ebenso gut für Jungs geeignet. Jeweils rund 160 Seiten bieten für 12,90 Euro pro Buch einiges an Lesespaß. Zusätzlich gibt es noch das kleine Büchlein „Nestis und der Weihnachtssand“* für nur 3 Euro – meine Empfehlung für selbst gefüllte Adventskalender. Alles Infos findet ihr beim Verlag Monika Fuchs.

Ab 10: Alea Aquarius – ein Mädchen auf der Suche nach Antworten*

Der erste Band „Alea Aquarius – Der Ruf des Wassers“* lachte mich damals in der Jugendbuchecke der Bibliothek an, als mein Großer sich neue „Woodwalkers“-Bücher* auslieh. Ich habe „Alea“ dann aus Neugierde mitgenommen – und konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Direkt im Anschluss wurden Teil 2 und 3 verschlungen, und gerade ist Band 4 erschienen. Die Geschichte beginnt am Hamburger Hafen. Die 12-jährige Alea blickt verzweifelt aufs Wasser. Ihre geliebte Pflegemutter Marianne hatte einen Herzinfarkt. Sie muss lange im Krankenhaus bleiben und danach wahrscheinlich in ein Pflegeheim ziehen. Wo soll Alea, die sonst niemanden auf der Welt hat, nur hin?

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Das Abenteuer beginnt ...

Da weckt ein altes Segelboot ihr Interesse. Die Besatzung besteht offenbar nur aus einem älteren Jugendlichen, einem Mädchen in ihrem Alter und einem kleinen Jungen. Und tatsächlich schippert die „Alpha Cru“ allein auf der „Crusis“ übers Meer. Alea ist fasziniert und bittet, an Bord kommen zu dürfen. Mit ihren neuen Freunden Ben, Tess und Sammy will sie nach Holland segeln, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften. Dort hatte ihre leibliche Mutter Alea als Baby tief verzweifelt am Strand einer Fremden übergeben – Marianne. Doch Alea muss vorsichtig sein. So sehr das Meer sie auch anzieht, sie muss sich vom Nordseewasser fern halten. Schon ihr ganzes Leben lang leidet das Mädchen an einer  Kaltwasserallergie. Ihre leibliche Mutter hatte Marianne davor gewarnt, dass diese sogar tödlich enden kann. Den anderen Crew-Mitgliedern sagt Alea lieber nichts davon, aus Angst, wieder an Land geschickt zu werden. Doch dann wird sie bei einem Sturm über Bord geschleudert und macht eine Entdeckung, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt.

Unerwartete Wendungen und aufregende Reisen

Ich will nicht zu viel verraten, nur soviel: die Geschichten um Alea und die Alpha Cru sind einfach atemberaubend. Während Alea Stück für Stück das Rätsel ihrer Herkunft löst, nimmt die Geschichte immer wieder unerwartete Wendungen und thematisiert dabei auch ernste Themen wie die Verschmutzung der Ozeane durch den Menschen. Die Reise über die Nordsee führt uns nach Holland, Schottland, Island und Skandinavien. Es gibt auch fantastische, märchenhafte Elemente, aber im Kern geht es in "Alea Aquarius" um genau die Themen, die Kinder zwischen 10 und 14 bewegen: Freundschaft, erste Liebe, Familie, Vertrauen, Verantwortung und die Suche nach der eigenen Identität. Der einzige Kritikpunkt ist, dass die Figuren in ihrem Denken und Handeln mir oft mindestens 2 Jahre älter vorkommen.

Riesige Fan-Gemeinde

Dennoch ist Autorin Tanya Stewner eine Meisterin darin, sich in ihre Charaktere einzufühlen und sie schreibt darüber hinaus einfach brillant. Also eine absolute Empfehlung, auch für Band 2 „Die Farben des Meeres“* , Band 3 „Das Geheimnis der Ozeane“* und schon nach den ersten Kapiteln auch für Band 4 „Die Macht der Gezeiten“*. Zur großen Erleichterung der inzwischen fast 300.000 Alea Aquarius-Fans (so viele Bücher der Reihe wurden bereits verkauft) plant Tanya Stewner noch mindestens drei weitere Bände. Außerdem hat sie gemeinsam mit ihrer Lektorin Simone Hennig als Co-Autorin eine Alea Aquarius-Reihe für Erstleser ins Leben gerufen. Der erste Band „Die Magie der Nixen“* ist gerade erschienen. Die Bücher kosten je nach Umfang zwischen 8 und 17 Euro. Die normalen Bände haben um die 320 Seiten, das Erstlesebuch nur 64. Erschienen sind die Bücher bei Oetinger.

Ab 12: Spannende Zukunftsvision: „Aquamarin“* und „Submarin“*

Wer einen Blick auf den Klappentext von „Aquamarin“* wirft, erwartet zunächst ein ähnliches Setting wie bei „Alea Aquarius“. Auch hier geht es um ein Mädchen, das sich vom Meer fernhalten muss. Nur, dass Saha in Australien lebt, nicht in Deutschland, und älter als Alea ist. Doch beim Lesen wird schnell klar, dass sich die Geschichte von Thriller-Autor Andreas Eschbach in eine ganz andere Richtung entwickelt. Und die ist hochspannend! Im 22. Jahrhundert ist die Welt eine andere, aber nicht so, wie es sich viele Science Fiction Fans vorstellen. Stattdessen entwirft Andreas Eschbach eine mir doch ziemlich realistisch erscheinende Zukunftsvision. Die großen Energiekriege haben zwar die Karten neu gemischt und die Machtverhältnisse geändert, die Weltwirtschaftssprache ist Chinesisch und die Technik ist noch ein klein wenig fortgeschrittener als heute, aber das Alltagsleben der Menschen unterscheidet sich – zumindest in der neotraditionalistischen Zone – gar nicht so sehr von unserem.

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Außenseiterin in großer Gefahr

In der australischen Stadt Seahaven, in der Saha lebt, steht man Kommunikationsimplanten und Genveränderungen aller Art skeptisch gegenüber. Hier dreht sich alles um das Meer: Tauchen, Schwimmen, Bootfahren. Kein Wunder, dass Saha, der eine nicht heilende Verletzung aus frühester Kindheit den Kontakt mit Wasser verbietet, die Außenseiterin der Schule ist. Außerdem stammt sie nicht wie die meisten anderen aus wohlhabendem Elternhaus, sondern lebt mit ihrer Tante, die als Reinigungskraft in der Schule arbeitet, in einem winzigen Haus am Rand der Stadt. Das Mobbing geht so weit, dass ihre Mitschüler sie, die bekanntermaßen nicht schwimmen kann, in ein Fischbecken stoßen und ihrem Schicksal überlassen. Doch zu ihrer eigenen Überraschung stirbt Saha nicht. Stattdessen findet sie heraus, dass sie durch ihre angeblichen Wunden unter Wasser atmen kann. Die Schlitze an ihrem seitlichen Brustkorb sind nichts anderes als Kiemen – und Saha  das Ergebnis eines verbotenen Experimentes. Doch „Kreaturen“ wie sie sind in Seahaven nicht erwünscht. Als Saha einem Mitschüler das Leben rettet und ihr Geheimnis dabei ans Licht kommt, ist sie in großer Gefahr.

Düster und erwachsen

Das mehr als 400 Seiten starke Buch ist ein echter Pageturner. Und nach dem Showdown am Ende war ich sehr froh, dass es noch einen zweiten Band gibt. Der erwies sich als ebenso spannend, auch wenn Andreas Eschbach in „Submarin"* noch einmal eine völlig neue Geschichte erzählt. Der zweite Band spielt nämlich praktisch ausschließlich im Meer und ist eine Art Öko-Thriller. Anders als im ersten Band kommt hier auch die Romantik nicht zu kurz. "Submarin" erinnert dann doch ein wenig an „Alea Aquarius“, aber die Geschichte um Saha ist düsterer und erwachsener. Darum empfehle ich die Reihe frühestens ab 12, aber auch sehr für ältere Jugendliche. Die gebundenen Ausgaben kosten 18 Euro, "Aquamarin" gibt es inzwischen auch für 12,99 Euro als Taschenbuch. Erschienen ist die Reihe im Arena Verlag. Zu meiner großen Freude habe ich auf der Homepage von Andreas Eschbach inzwischen gelesen, dass im Sommer 2019 der dritte Band "Ultramarin" veröffentlicht werden soll.

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