Nicht jeder freut sich über die Zusage für eine (Kinder-)Reha, Mutter-Kind-Kur oder Vater-Kind-Kur. Ich verrate euch heute, wie ihr dabei eine fantastische Zeit erlebt.

Nach drei Mutter-Kind-Kuren, zwei Kinder-Rehas und einer Reha nur für mich kann ich sagen, dass diese Angebote wunderbar sind, wenn man mit den richtigen Erwartungen hinfährt. Kurheime und Rehakliniken sind keine 4-Sterne-Wellness-Hotels und eine Kur oder Reha ist kein Erholungsurlaub. Trotzdem kann man sich dabei durchaus entspannen und viel für sich mitnehmen. Schon allein die Tatsache, dass man sich in dieser Zeit nicht ums Kochen und Saubermachen kümmern muss, schafft viel Freiraum für Dinge, die einem gut tun. Zunächst gebe ich euch einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arten der „Gesundheits-Auszeit“, dann kommen die Tipps.

Die Mutter-Kind-Kur oder Vater-Kind-Kur

Die Herausforderung an der Mutter-oder Vater-Kind-Kur ist, dass man mitunter viele Termine für sich selbst und die Kinder (wenn diese nicht nur Begleitkinder sind) koordinieren muss. Das Schöne daran ist, dass es in der Regel Termine sind, die einem gut tun: Sport, Physiotherapie, Gespräche, Ergotherapie ... Irgendwann am Nachmittag ist Feierabend, und während man sich nun Zuhause um Haushalt und Hausaufgaben kümmern muss, hat man bei der Kur die Möglichkeit, intensiv Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Meist findet man schnell Anschluss und kann gemeinsam mit anderem Eltern und ihren Kids die Gegend erkunden. Eine Mu-Ki-Kur oder Va-Ki-Kur dauert in der Regel drei Wochen und wird alle vier Jahre von der Krankenkasse bezahlt. Sie empfiehlt sich vor allem bei mäßigen gesundheitlichen Beschwerden bei gleichzeitig hoher Belastung durch Job und Kind.

Die Reha

Auch wenn 40 das neue 30 ist, fühlen wir uns körperlich manchmal eher wie 80, oder? Wer gravierendere gesundheitliche Beschwerden hat, egal ob Bandscheibenvorfall, Burnout, Knie kaputt nach Fahrradunfall oder beginnende Diabetes, der ist bei einer Reha der Rentenversicherung gut aufgehoben. Zur Reha fährt man in der Regel OHNE Kinder. WAS?!, höre ich jetzt einige von euch entsetzt rufen. Ihr habt richtig gelesen. Auch ich hab mich anfangs gefragt, wie ich drei Wochen ohne meine über alles geliebten kleinen Monster aushalten soll. Zum Glück hatte ich gute Freundinnen, die mir zugeraten haben. Also habe ich die Zähne zusammengebissen und bin gefahren. Und das war gut so. Okay, ich hab es so organisiert, dass ich die Jungs und meinen Mann jedes Wochenende gesehen habe, weil die Reha nur zweieinhalb Stunden von Zuhause weg war. Aber die Werktage gehörten mir und meiner Gesundheit ganz allein und ich schäme mich nicht, es zuzugeben: Es war wunderbar!

Schnell hatte ich nette Leute kennengelernt, von denen einige im Gegensatz zu mir mit dem Auto da waren, sodass diversen Ausflügen nichts im Wege stand. Den ganzen Tag konnte ich mich um mich, meinen Körper und meinen Geist kümmern. Zwischen Sport, Mohrbädern und Ultraschall habe ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten massenhaft Bücher gelesen und eins geschrieben. An den Nachmittagen war ich mit meinen neuen Freunden Eisessen und Shoppen. Die Abende habe ich im Schwimmbad , in lustiger Gesellschaft auf dem Etagenbalkon oder im Gemeinschaftsraum bei Lichtbildvorträgen über die schönsten Reiseziele der Welt, beim Malen oder einer Modenschau verbracht. Ich hatte ja nichts besseres zu tun! Das war ein völlig neues Lebensgefühl und ich habe es genossen. Die Reha hat mir in jeder Hinsicht gut getan. Und erstaunlicherweise auch meinen Jungs. Der Papa hat den Laden ohne Probleme geschmissen (vielleicht nicht ganz so, wie ich es gemacht hätte, aber anders ist ja nicht immer schlechter) und die drei, die in der Woche sonst nicht so viel Zeit miteinander verbringen, sind zusammengewachsen.

Die Kinderreha

Wer Kinder hat, die häufig krank sind (Infektanfälligkeit, Bronchtis etc.), der sollte über eine Kinder-Reha nachdenken. Auch bei starkem Übergewicht sowie bei chronischen Erkrankungen wie Asthma, Neurodermitis oder Diabetes ist eine Kinder-Reha eine gute Sache. Als Elternteil fährt man am besten als Begleitperson mit, das heißt, man hat selbst so gut wie keine Termine, sondern muss eigentlich nur dafür sorgen, dass die Kinder pünktlich zu ihren erscheinen. Ansonsten kann man die Zeit nutzen, sich selbst etwas gutes zu tun: Spazierengehen, Lesen, Kaffeetrinken, Musikhören oder was auch immer. In einigen Kliniken möglich, aber nicht ratsam, ist es, dass Eltern und Kinder gleichzeitig zur Reha fahren. Das führt meiner Beobachtung nach zu großem Terminstress und ist darum eher kontraproduktiv.  Darum trenn das lieber.

 

Mit diesen Tipps sorgst du dafür, dass die Maßnahme möglichst erfolgreich und angenehm wird:

1. Informiere dich im Internet, welche Kliniken für deine Indikationen in Frage kommen und überlege, in welche Region du fahren möchtest. Berge oder Meer? Dann schau dir die Bewertungen der in Frage kommenden Einrichtungen an. Daraus kannst du ein paar wichtige Informationen ziehen, zum Beispiel ob es W-LAN gibt oder mit welchem Mobilfunkanbieter du den besten Empfang hast (es sei denn, du willst den Aufenthalt zum Digital Detox nutzen). Kostenlose Beratungen gibt es hier.

2. Informiere dich im Vorfeld telefonisch über die Abläufe in der Einrichtung. Ein Kurheim, bei dem du um 6:30 Uhr zum Frühsport antreten musst, ist vermutlich nicht die beste Wahl, wenn du Langschläfer bist. Eine große Einrichtung ist dagegen nicht das richtige für sehr gestresste oder hochsensible Mütter oder Väter. Vielleicht können dir Freundinnen ein Kurheim empfehlen. Nimm dir Zeit, das richtige Angebot auszuwählen.

3. Lass dich von schlechten Bewertungen nicht verunsichern, wenn es auch viele gute gibt. Leider verwechseln manche Menschen eine Kur oder Reha mit einem All-Inclusive-Hotel auf den Bahamas. Ihre Frust darüber, dass dem nicht so ist, äußert sich dann darin, dass sie grundsätzlich alles Sch... finden.

4. Beantrage bei der Kranken- oder Rentenversicherung gleich von Anfang an eine Unterbringung in deinem Wunsch-Kurheim. Die Zusage oder Absage kommt in der Regel innerhalb weniger Wochen, die Termine lassen sich meist beeinflussen. Bei einer Absage lohnt sich in der Regel ein Widerspruch.

5. Der Termin steht fest? Prima. Wenn du kannst, fahr mit dem Auto und nimm in flachere Landstriche wenn möglich auch Fahrräder mit. Kur- und Rehaeinrichtungen liegen oft in schöner Umgebung, aber etwas abgelegen.

6. Mach es dir gemütlich. Nimm dir eine schöne Tagesdecke, Kissen, Bilder und Posterstrips, Bücher, eine Vase, schöne Zeitschriften und vielleicht sogar eine Lichterkette mit. So gibst du dem meist sehr funktional eingerichteten Zimmer eine persönliche Note und fühlst dich gleich heimischer. Nimm auch Dinge mit, die zu deinem Alltag gehören. Bei mir sind es zum Beispiel mein Kopfkissen, ein Seitenschläferkissen und ein Mixer für meine Proteinshakes. Wenn du merkst, dass du etwas für dich Wichtiges vergessen hast, lass es dir von Zuhause nachschicken oder von Amazon direkt ins Kurheim liefern. Kauf dir jede Woche einen Strauß Blumen oder gleich eine schöne Pflanze.

7. Besorg dir große Koffer mit ausreichend Platz für alles, was du brauchst und um dich haben willst.  Wenn du nicht mit dem Auto fährst, kannst du in der Regel dein Gepäck vorab kostenlos mit Hermes oder der Post in die Reha- oder Kureinrichtung schicken. Also sei beim Packen großzügig - du willst dort nicht ständig Wäsche waschen.

8. Denke auch an flauschige Bademäntel und einen dünnen Morgenmantel. Und natürlich an ausreichend Spielzeug für deine Kinder, wenn sie mitreisen. Am besten sind auch ein, zwei neue Spiele und ein neues Legoset dabei.  Vor allem bei Eltern-Kind-Kuren brauchst du auch mal eine Pause. Rechne schon im Vorfeld damit, dass deine Kinder während der Kur ein paar Tage krank sind. Darum sind auch Handys und Tablets zur Bespaßung völlig okay.  Die Dosis macht das Gift! 

9. Da du mit Sicherheit trotzdem Wäsche waschen musst, nimm dein Lieblingswaschmittel und -weichspüler in Reisegröße mit. Schön klein und unweltfreundlich ist zum Beispiel der Weichspüler von Frosch. Zwar gibt es in den Einrichtungen meist Waschtabs, die sind aber a) teuer und b) nicht unbedingt das, was ich meiner Wäsche zumuten möchte. Meist brauchst du zum Waschen Kleingeld. Pack dir am besten schon bei der Anreise welches beiseite.

10. Kauf dir einen (Kinder-)Reiseführer oder eine passende Feriengeschichte oder informiere dich im Internet, was es in der Umgebung zu sehen gibt. Regelmäßige Ausflüge schützen vor Lagerkoller.

11. Plane etwas Budget für Restaurantbesuche ein.  Auch wenn sich die Küche alle Mühe gibt, kannst du das Abendessen vermutlich irgendwann nicht mehr sehen. Dann ist es schön, wenn du alle paar Tage Abends schön essen gehen kannst. 12. Wähle deine Kurfreundschaften mit Bedacht und verplane deine Freizeit nicht gleich mit den erstbesten Gesprächspartnern. Halte dich erstmal ein paar Tage zurück und beobachte, wer wirklich zu dir passt. Wenn du mit deinen Kindern unterwegs bist, schau, mit welchen anderen Kids sie  gern spielen. Mit Müttern oder Vätern in ähnlichen Lebenssituationen und Kindern im selben Alter kann man sich meist am besten austauschen und Ausflüge planen. Außerdem hat man dann oft ähnliche Therapien. Die Workoholic-Eltern treffen sich zum Beispiel oft in der Ergotherapie. Da soll man dann mal was für sich tun. Stattdessen töpfert die Workoholic-Mom dann gern Dinosaurier für ihre Kinder. :-)

13. Versuche, den Alltag wirklich hinter dir zu lassen. Nutze die Zeit, um mal wieder ganz bei dir anzukommen. Tu Dinge, die dir gut tun, ob lange Spaziergänge, Lesen im Bett zwischen den Therapien oder ausgedehnte Shoppingtouren am Nachmittag. Probiere neue Dinge aus, zum Beispiel Malen, Schmuck basteln oder was auch immer sonst so angeboten wird. Und das alles ohne schlechtes Gewissen. Weil du es dir wert bist!

 

Kommentare  

# Ulrike 2019-10-15 13:08
Ich habe auch viele Freunde, die durch körperlichen und psychischen Stress ausgelaugt sind und oft das Gefühl haben nicht mehr zu können. Ich denke allerdings, dass es irgendeine Art der Prävention geben muss, um zu verhindern in solch einen Zustand zu gelangen. Ich denke, dass sich kein Elternteil dafür schämen sollte eine Reha zu machen.
https://www.medreha.at/kontakt/servicegebiete-vorarlberg
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